Beweissicherung und Monitoring der Wiesenwässerung in Biberach
Die Offenburger Wasserversorgung GmbH (OWV) plant eine ca. 22 km lange Wassertransportleistung zwischen Offenburg und Steinach im Kinzigtal mit Anschluss an den Zweckverband Wasserversorgung Kleine Kinzig. Die Trasse verläuft überwiegend über landwirtschaftlich genutzte Grundstücke. Auf Biberacher Gemarkung führt die Trasse entlang und teilweise über Gelände, welches durch die Allmend-Steinbräh-Neumatten Wiesenwässerungsgenossenschaft bewirtschaftet wird. Die Beweissicherung und das folgende Monitoring dienen der Feststellung der Funktion und der Prüfung der Funktion der Wässerung, da die Wässergenössenschaft fürchtet, dass es durch die Baumaßnahmen für die Wasserleitung zu Schäden kommt.
In Deutschland ist Wiesenwässerung eine seit Jahrhunderten praktizierte historische Landnutzungsform. Nach Bayern war Baden das Land, wo die Wiesenwässerung im 19. Jh. am stärksten verbreitet war. Zeitweise wurde ein Drittel der Wiesenflächen Badens professionell gewässert. Die Bedeutung der Wiesenwässerung lag primär in der ertragssteigernden Wirkung durch die im Wässerwasser mitgeführten Schwebstoffe und gelöste Nährstoffe, vor allem im Früh- und Spätjahr, sowie allgemein die Bodenmelioration. Während der Sommerzeit ging es hingegen um die Anfeuchtung. Weiteres Ziel war die Bodenneubildung (Kolmatierung) – insbesondere bei steilen Flächen oder mageren Böden. Wässerung aktivierte die im Boden lebenden Mikroorganismen und Kleinlebewesen und förderte so Böden mit hoher Fruchtbarkeit und hohen Bodenkennzahlen. In Mittelgebirgsregionen wurde die Frühjahrswässerung zur Beschleunigung der Schneeschmelze und zum Schutz vor Nachtfrösten genutzt. Wenn das Wässerungswasser eine höhere Temperatur hatte als Luft und Boden, konnte dadurch die Vegetationszeit verlängert werden. Wässerung half auch bei der Schädlingsbekämpfung, so konnte der Mäusebesatz reduziert werden. Ein Nebeneffekt der Wässerung ist die Grundwasseranreicherung. Bei der Wiesenwässerung wird Wasser aus dem Fließgewässer über ein dem Gelände angepasstes, verzweigtes Grabensystem auf Wiesenflächen geleitet. Dabei werden die Grabensysteme so angelegt, dass die Flächen gleichmäßig bewässert werden und das Wasser anschließend wieder problemlos von den Flächen abgeleitet werden kann. Zumeist wurden die Wässerungen nur stundenweise auf den verschiedenen Abschnitten bzw. Wässerungsgewannen durchgeführt. Heute gibt es nur noch wenige Wässerungen udn wenn, dann vor allem aus ökologischen Aspekten. Wässerungen, die tatsächlich der Ertragssicherung bzw. Ertragssteigerung von landwirtschaftlich genutzten Flächen dienen, werden kaum noch betrieben.
Die fachgutachterliche Begleitung beinhaltet mehrere Bausteine:
-Erfassen und Beurteilen des Istzustandes des Wässerungsgebietes einschließlich der Bauwerke und bewirtschafteten Flächen
– Dokumentation und Monitoring der bewirtschafteten Flächen vor, während und nach den Baumaßnahmen im Hinblick auf Ertrag sowie ökologische Funktion
– Erfassen der hydrogeologischen Situation und der Grundwasserstände vor, während und nach den Baumaßnahmen sowie Beurteilung eventuell eintretender hydrogeologischer Veränderungen
Projektumfang: Konzept, Monitoring
Auftraggeberin: Offenburger Wasserversorgung
Laufzeit: seit 2021